Thalamus-Schlaganfall

  • Ich, Feri, 73 Jahre, hatte im Oktober 2021 einen ischämischen Schlaganfall im Thalamus rechts mit Hemiparese links. Hatte 2 erneute Schlaganfälle im Frühjahr. Dadurch wurden die Sehstörung, Lähmung und Spastik schlimmer. Trotz vieler eigenständiger Übungen, Physio-, Ergotherapie, Neurofeedback, Hinzuziehen von Heilpraktiker... verschlimmert sich mein Zustand. Ich kann kaum sitzen und liegen, da wird mir sofort mulmig. Meine linke Kopfseite ist wie versteinert und die Spastik droht mir die Kehle zuzuschnüren. Auch beim Laufen fühlt es sich an, als wenn ich auf einem dicken Kabel stehe. Ich bin verzweifelt. Wer kann mir noch Tipps geben? Was könnte ich noch versuchen? Ich wäre für jeden Ratschlag dankbar.

  • Lieber Feri,


    die Symptome, die Sie beschreiben, können und dürfen wir aus der Ferne nicht individuell einschätzen und beurteilen. Da Sie Ihre Beschwerden trotz intensiver Eigenmaßnahmen als zunehmend beschreiben, sind auch medizinische Ratschläge und Tipps nicht angezeigt, bevor der Ursache nicht auf den Grund gegangen wird bzw. wichtige Differenzialdiagnosen ausgeschlossen wurden.


    Ihr derzeitiger Zustand sollte bitte durch eine fachärztliche Untersuchung und ggf. aktuelle Bildgebung vom Kopf abgeklärt werden, da Sie in relativ kurzer Zeit mehrere Schlaganfälle hatten und Sie offenbar einen im Verlauf veränderten Charakter der Spastik beschreiben. Das kann verschiedene Gründe haben, beurteilen kann dies letztlich nur ein Arzt oder eine Ärztin durch eine persönliche Untersuchung im Zusammenhang mit Befunden.


    Daher möchte ich Ihnen raten, sich umgehend bei Ihrem behandelnden Nervenarzt bzw. einer Neurologin vorzustellen, damit Ihnen schnell geholfen werden kann. Für die Therapie der Spastik gibt es unterschiedliche medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze. Zunächst muss jedoch eruiert werden, was das Problem ist, welches dieses Symptom verursacht bzw. verschlimmert, auch um nichts Ernstes zu übersehen.


    Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe mit besten Wünschen


    Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

  • Liebe Frau Dr. med. Karin Kelle-Herfuhrt,


    Hiermit möchten wir uns bei Ihnen für die schnelle Antwort auf meine Problematik recht herzlich bedanken. Wir haben sofort einen schnellstmöglichen Termin bei meiner Neurologin vereinbart. Das letzte Kopf MRT ist bis jetzt leider noch nicht ausgewertet worden. Zur Zeit versuche ich meine Situation einigermaßen mit Zopitin hinzubekommen , leider hat bis jetzt kein Arzt mir ein Medikament verordnet, welches meine Symtomatik lindern könnte. Ich wäre für jeden Ratschlag sehr dankbar.

    Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest!


    Hocchachtungsvoll Feri und Familie

  • Lieber Feri,


    das ist sehr gut, dass Sie einen zeitnahen Termin bei Ihrer Neurologin erwirken konnten und mit ihr dann sicher auch die Gelegenheit nutzen können, den Befund vom Kopf MRT zu besprechen. Gegebenenfalls wird sie dann entscheiden, ob eine und welche weiterführende Diagnostik erforderlich ist.


    Bezüglich der Medikamente kann und darf ich Sie ohne weitere individuelle Angaben und Kenntnis Ihres persönlichen Gesundheitszustandes nur auf

    die gängige Therapie im oben verlinkten Artikel hinweisen. Von behandelnder ärztlicher Seite ist zu prüfen, was für Sie in Frage kommt. Grundsätzlich ist jeder Wirkstoff in der Eignung für die vorliegende Form der Spastik, in der Dosis und Dauer der Einnahme zu hinterfragen sowie von Seiten möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und vom Nutzen und Nebenwirkungsprofil abzuwägen.


    Da Zopitin (Zopiclon) bisher keine befriedigende Wirkung zu haben scheint, was primär eine schlafanstoßende und geringere krampflösende Komponente hat, könnten Sie nachfragen, ob es für die Art und Ausprägung der Spastik, die aktuell bei Ihnen dominiert, (noch) indiziert ist oder Sie (schon) im angestrebten Wirkbereich liegen. Wenn dem so ist, wäre beispielsweise auch zu fragen, ob ggf. die Einnahme anderer Medikamente durch pharmakologische Interaktion die Wirkung abschwächen kann oder ob es andere Gründe für das unzureichende Ansprechen gibt.


    Schließlich können Sie zusammen mit Ihrer Ärztin überlegen, ob der Wechsel zu einem anderen Präparat Sinn macht (z. B. Baclofen - Achtung: mehr Nebenwirkungen mit zunehmendem Alter wie Müdigkeit, Benommenheit, erhöhte Sturzneigung - alternativ ggf. Tizanidin oder Tolperison). Oder ob die Kombination mit einem anderen Wirkstoff eine Option wäre, z. B. zur Schmerzdistanzierung.


    Zusätzlich können physikalische Maßnahmen, Wärmebäder, Dehnungsübungen, Atemtherapie, Entspannungstechniken und autogenes Training der Spastik entgegenwirken. Darauf reagiert allerdings auch jeder Mensch anders und mehr oder weniger mit einer Linderung der Symptome. Weitere Optionen sind im Einzelfall Entlastungs- und Lagerungsschienen, Reizstrom mit TENS-Geräten zur Eigenanwendung und Robotor-gestützte Therapien (das bezahlen allerdings die Krankenkassen meistens nicht).


    Schauen Sie mal, ob Sie hier noch Anregungen finden:


    Spastik
    Was bedeutet Spastik? Der Begriff Spastik bzw. Spastizität leitet sich von dem griechischen Wort “spasmos” ab und bedeutet “Krampf”. Die Eigenspannung der…
    schlaganfallbegleitung.de



    Herzliche Grüße und schöne, besinnliche Weihnachten im Kreise Ihrer Familie


    Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

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