Schmerzen trotz Morphin

  • Hallo, mich treibt die Verzweiflung hierher😢. Meine 85jährige Mutter ist heute vor einer Woche nach einem Schwindelanfall gestürzt. Bei der Notaufnahme wurde ein Schlaganfall diagnostiziert und sie kam sofort auf die stroke unit. Bei meinem Besuch am nä. Tag war sie gut drauf, hat gesprochen, gelacht und sich ihr Abendbrot selbst geschmiert. Am na. Tag war alles anders.... Lt. Ärzte hatte sie am nächsten Morgen um 6 Uhr nochmal einen Schlaganfall und sie scheint auch in der Zeit vor dem Krankenhaus schon mehrere gehabt zu haben. Sie kann nicht mehr sprechen, ist linksseitig gelähmt und hat massive Schluckstörungen. Seit Montag hat sie einen positiven Coronatest und eine Lungenentzündung. Sie wirkt teilweise desorientiert und jammert und schreit "Au". Sie ust unruhig, haut hin und her und ist nicht zu beruhigen. Auf die Frage, ob sie Schmerzen hat, nickt sie. Durch Nachfragen kam raus, es täte ihr alles weh. Es ist kaum zu ertragen, das mitanzusehen, selbst die Schwestern wirkten überfordert. Nun gibt man ihr Morphin und trotzdem geht es ihr in den Wachphasen sehr schlecht. Ihre Vitalwerte sind gut....


    Kann das sein, dass sie wirklich Schmerzen hat? Könnte es Verzweiflung sein, weil sie sich nicht mehr bewegen kann? Ich oder meine Brüder können sie nicht beruhigen und sind psychisch völlig fertig, weil wir nicht wissen, wie wir ihr helfen können. Wir würden uns wünschen, dass sie gehen darf, danach siehts aber nicht aus.... Es ist unertrâglich, ich glaub vor allem für sie.


    Woher kommen diese Schmerzen, auf die sie durch Schreien und einer massiven Unruhe aufmerksam macht?


    Eine Nasensonde verweigert sie durch Erbrechen. Sie kriegt also aktuell keine Ernährung jeglicher Art.


    Gibt es jemanden mit ähnlichen Erfahrungen?


    Danke fürs Zuhören 😢


    VG

  • hallo urmel, hab gerade das mit deiner armen mutter gelesen. dann bist du deshalb also im forum.

    leider kann ich dir hierzu garkeine hoffnung machen, da bei mir der fall völlig anders gestrickt ist. aber ich bilde mir ein, dass irgendjemand auch einen sehr betagten angehörigen hat. hoffe du findest den oder die betreffende, damit ihr euch austauschen könnt. denn dazu ist ja das forum da.

    tut mir leid, dass ich dir da nicht weiterhelfen kann. für schmerztherapie, können leider echt nur ärzte was tut.

    wünsche euch viel erfplg dabei.

    gruß artur

    p.s. du könntest es gezielt im forum mittels eines neuen themas versuchen, andere zu finden

    viel glück artur

  • Hallo urmel,

    natürlich kann es gut sein, das deine Mutter Schmerzen hat. Denn hier kommen ja schon etliche Sachen zusammen.


    Nicht alle Schlaganfälle sind auch immer mit Schmerzen verbunden, der Rest geht dann jedoch von 'schwachen Schmerzen' bis zur Stufe 'Vernichtungsschmerz'. Das sind starke, akut auftretende Schmerzen, die das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit hervorrufen, oder auch das Gefühl einer Todesangst vermitteln können. Das Thema Koma lasse ich jetzt mal bewusst weg.


    Wie sich dieser Vernichtungsschmerz anfühlt, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr so im einzelnen beschreiben. Ich wusste bis dato nicht einmal, dass mir mein Körper so weh tun kann und sich mein Kopf so anfühlte, als würde er gleich explodieren. Was ich jedoch auf jeden Fall weiß: Ich hoffe sehr, das nie wieder erleben zu müssen.


    Nun schreibst du, sie hätte noch zusätzlich Corona mit einer Lungenentzündung.

    Auch hier sind die Symtome ja sehr unterschiedlich. Manche Menschen merken nichts von ihrer Corona/Covid Infektion und manche … na ja man kennt ja die Bilder von den Corona Stationen. Mit einer Lungenentzündung ist deine Mutter also vermutlich weit von 'merkt gar nichts' entfernt.


    Zusammengenommen sind dies nun alles Faktoren, die auch einzeln schon enorme Schmerzen mit sich bringen können. Ich bin keine Ärztin, stelle es mir jedoch auch äußerst schwer vor, hier einzelnen Schmerzarten voneinander zu trennen. Zudem hier sicher auch einzelne Medikamente nicht angewendet werden können, da sie sich sonst mit unkontrollierbaren Wechselwirkungen auf andere Bereiche auswirken würden.


    Also halte ich Morphin schon für ein probates Mittel, um da erst mal zu schauen, was woher kommt und seine Ursprünge hat. Und auch, um es deiner Mutter wenigsten 'etwas' erträglicher zu machen und die stärksten Schmerzen zu lindern.


    Wie ihr eurer Mutter am besten helfen könnt?

    Indem ihr einfach für sie da seid und auch in den schlechten Momenten Ruhe behaltet, auch wenn so etwas oft schwerfällt (weiß ich aus eigener Erfahrung, da meine Mutter Krebs hatte).


    Liebe Grüße und viel Kraft für dich, deine Brüder und deine Mutter für die kommende Zeit!

    Majka

    Charlie Brown: „Eines Tages werden wir sterben, Snoopy!"
    Snoopy: „Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir leben!
    "

    Edited 3 times, last by majka ().

  • Ich danke euch für Eure lieben Beiträge. Meine Mama ist heute früh von uns gegangen. Am Freitag früh rief der Arzt an, dass sich ihre Lage sehr verschlechtert hat und sie bald von uns gehen wird. Sie wurde also ab Freitag früh palliativ behandelt, ich war 11 Stunden bei ihr, sie war durch stündliche Morphingabe sediert, hat auf nichts mehr reagiert und gottseidank, wie ich glaube, keine Schmerzen mehr, aber sie hat die ganze Zeit gleichmäßig geatmet. Da ich mich bei ihr mit Corona infiziert habe, ging es mir sehr schlecht, sodass ich dann einfach nicht mehr konnte und gehen musste. Auch hatte ich das Gefühl, dass sie nicht loslassen kann, wenn ich da bin. Sie hat mir immer vieles nicht erzählt, weil ich ihrer Meinung nach son sensibel bin Meine Brüder haben sich früher von ihr verabschiedet, siek konnten das garnicht aushalten. Ein paar Stunden nachdem ich gegangen bin, ist sie gestorben 😢. Ich bin einerseits dankbar, dass sie nicht mehr leiden muss, andererseits hab ich ein schlechtes Gewissen, weil sie allein war in der Stunde Ihres Todes. Abschied von der geliebten Mutter zu nehmen ist hart und reißt mir doch etwas den Boden unter den Füßen weg, zumal die letzten 9 Tage psychisch sehr aufreibend waren. Ich vermisse sie so sehr und hâtte ihr so gern das Leid der letzten Tage erspart 😢.

  • hallo urmel,

    habe gerade erfahren, dass es deine mutter überstanden hat. also bei meinem vater, der auch einen schweren schlaganfall hatte, haben wir das alle so empfunden. der wollte jedenfalls schon lange davor nicht mehr und es war nur noch eine quälerei.

    zum glück konnten wir uns aber nochmal sehen und ich hatte den eindruck er wollte solange warten.

    gruß vom artur

  • Danke für eure Anteilnahme. Meine Mama hat gern gelebt und alles allein gemeistert, was ihr auch wichtig war. Als Pflegefall hätte sie nicht leben wollen. Letztlich war es nach dem Schlaganfall besser so. Lieber wär mir gewesen, er wär garnicht passiert😢.

    Allen, die noch kämpfen, leiden und hoffen wünsche ich von Herzen viel Kraft und Glück!

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