Behandlung Aphasie

  • Hallo,


    ich bin neu hier im Forum.
    Mein Lebensgefährte hatte vor 4 Wochen einen Schlaganfall. Dieser wurde wohl durch Bluthochdruck und Stress hervorgerufen.

    Er konnte sich von Anfang an ganz normal bewegen und hat Gott sei Dank lediglich eine Wortfindungsstörung (Aphasie).

    Die ersten beiden Tage sah seine rechte Gesichtshälfte in etwa so aus wie nach einem Zahnarztbesuch mit Lokalanästesie - also leicht dick und etwas unbeweglich. Jedoch hat sich das ziemlich schnell gebessert und 2 Tage später sah man nichts mehr.
    Er hat auch eine normale Aussprache, kann lesen und versteht was er liest, kann auch laut vorlesen, er kann fehlerfrei und gut leserlich (wenn auch etwas krakeliger) schreiben.
    Soweit so gut. Aber er findet eben die Worte / Namen nicht und so ersetzt er fehlende Worte mit "Dings" "irgendwas" usw.
    Nach dem stationären Aufenthalt im Krankenhaus (5 Tage wegen sehr hohem Blutdruck) war er noch 2 Wochen zuhause und hat sehr viel geschlafen. Von kaum ein Wort/Namen wissen hat sich alles in den letzten Tagen deutlich gebessert und er wusste sehr viel mehr Worte und auch die Namen der Angehörigen wieder. Wir haben in der Zeit aber auch jeden Tag 1-2mal ca. 30 Min. geübt. Hierzu hatten wir von der Klinik speziell Arbeitsblätter zur Wortfindung bekommen und es wurde empfohlen dass er Kreuzworträtsel oder sudoku macht.


    Nun ist er seit letzten Mittwoch in der Reha (4,5 Wochen sind angesetzt). Natürlich wird da die ersten Tage erstmal geschaut und getestet was bei ihm los ist. Jedoch habe ich ihn am Freitag besucht und bin erschrocken weil plötzlich die rechte Gesichtshälfte nicht mehr so beweglich war wie zuvor (eben so wie die ersten beiden Tage nach Schlaganfall). Ich hab ihn dann animiert zu lachen, Kußmund usw. und siehe da im Laufe des Abends war nichts mehr zu sehen.
    Mit der Wortfindung war es ähnlich - von anfangs sehr schwierig bis zum Ende des Abends wieder deutlich besser - quasi wie am Mittwoch als er zur Reha ist.
    Er sagte auch, dass er die 2 Tage in der Reha kaum gesprochen hat. Viele Fragen konnte man einfach nur mit Ja und Nein beantworten.
    Nun hat er gestern seinen Wochenplan bekommen und ich bin überrascht, dass für die ganze Woche nur 1mal 1Std. Logopädie und 1 Std. Ergotherapie angesetzt ist. Ansonsten Arm-/Hand-Training, Bewegungstraining usw. Das ist zwar alles prima, jedoch behandelt dies ja nicht wirklich seine Probleme. An 2 Tagen hat er tatsächlich nur jeweils 1 Anwendung (Bewegungstraining/Gerätetraining) und 1 Vortrag sodass er ab 12 Uhr Freizeit hat.

    Ist das so üblich ? Sollte er (oder sollte ich in Absprache mit ihm) ein Arztgespräch vereinbaren ?
    Ich finde es schade, dass gerade auf sein Problem anscheinend sehr wenig eingegangen wird. Das wäre so ja fast verlorene Zeit!
    Ich hätte mir vorgestellt, dass 2-3 Mal die Woche eben speziell etwas bzgl. Sprache, Hirntraining usw. stattfindet und er auch eine psychologische Unterstützung bekommt.


    Wie seht ihr das?

  • Hallo,


    wenn man noch nie mit einer Reha zu tun hatte, macht man sich oft falsche Vorstellungen, wie individuell oder intensiv auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingegangen wird/werden kann.

    Die Reha läuft nach einem Standardschema ab, wobei möglichst viele Patienten mit so wenig wie möglich Personalaufwand behandelt werden.

    Ansprechen würde ich dein Anliegen gegenüber den Verantwortlichen schon und nachfragen, ob nicht mehr Logotherapie für deinen Partner angesetzt werden kann - aber ich würde nicht allzuviel Hoffnung auf einen verbesserten Therapieplan der Reha-Klinik setzen.


    Ich denke, du hast instinktiv schon viel richtig gemacht, indem du deinen Partner gefordert hast und mit ihm trainiert hast. Falls du dieses Engagement zeitlich und kräftemäßig durchhalten kannst, wirst du vielleicht die beste Therapeutin für seine Aphasie sein. Mach auf jeden Fall weiter so, am Besten viel Spielerisches, Kreuzworträtsel, ihn zum Sprechen animieren, Wortspiele, etc.

  • Hallo,

    Ich selbst hatte vor 8 Jahren meinen Schlaganfall gehabt und habe nur noch die Aphasie. Ich war auch in der Reha und habe die selben Therapien gemacht. Jeden Tag war ein guter Tag, denn man lernt sehr viel, besonders wenn man andere Patienten kennen lernt den es schlecht geht. Ich habe heute noch Logopädie weil hier und da die Wörter weg sind und was soll's dann findet man eine andere "Ausrede"

    Sag deinem besten Lebensgefährte nimm dir die Zeit für alles was du dort bekommst, gehe spazieren, mach etwas Sport. Nach dem Schlaganfall ist ein neues Leben.

    Grüße Eddy

  • Danke für Eure Antworten. Mittlerweile hatte er Visite und die Ärztin meinte wohl er bräuchte mehr Logopädie. Sie würde das nun anberaumen und hofft dass Kapazitäten frei sind. Ansonsten würden sie die Reha auf 6 Wochen verlängern.

    Wisst ihr, das ist alles gut und schön. Und wie auch Eddy sagt tut ihm die "Auszeit" auch gut. Ich merke, dass er entspannter ist..

    Jedoch kommt nun das nächste "Problem" er ist selbständig und nicht Arbeiten heißt kein Geld. Klar ist die Gesundheit erstmal an 1. Stelle und dennoch laufen finanzielle Verpflichtungen weiter.
    Puh ich sag euch ... das ist echt alles nicht so einfach.
    Mir - und auch ihm - geht es lediglich drum, dass die Zeit (egal ob 4 oder 6 Wochen) eben auch genutzt wird damit er auch tatsächlich unterstützt wird. Dass das alles mit der REHA nicht abgeschlossen sein kann und gerade Logopädie weiterläuft ist uns beiden auch klar.
    Wenn ich ihn besuche - und das ist außer Mo/Di/Do jeden Tag da er nur 10km von zuhause entfernt ist - animiere ich ihn viel zum erzählen und wir machen auch kleine Rätsel und Wortspiele.
    Wenn ich Wörter/Namen "erfrage" klappt das mittlerweile auch sehr sehr gut, wenn er aber etwas spontan sagen möchte muss er doch sehr lange nach Worten suchen und oftmals bricht er ab weil er einfach nicht ausdrücken kann was er sagen möchte. ;(

    Dass er entspannter ist registriere ich natürlich als sehr positiv - Firma hin oder her.
    Er macht sich schon auch Gedanken wie das alles weitergeht, aber er ich merke, dass er nun so langsam akzeptiert, dass es nun erstmal um IHN geht und dass er gerade bezüglich Stress einiges ändern muss in Zukunft.


    Irgendwie bekommen wir das schon alles hin.
    Mir gegenüber ist er sehr zuvorkommend, liebevoll, dankbar. <3
    Das sind Dinge, die im normalen stressigen Alltag immer etwas kurz kommen, aber nun merken wir wie froh wir doch sind, uns zu haben.


    Was ich noch nicht erwähnt habe - wir sind beide Anfang/Mitte 50. Haben also noch ein halbes Leben vor uns und hoffen einfach dies gut gemeistert zu bekommen.

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